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Laut einer vom Deutschen Gewerkschaftsbund in Auftrag gegebenen und kürzlich veröffentlichten Studie wird ein Großteil der 2008 auf dem Dresdner Bildungsgipfel von Bund und Ländern für das Jahr 2015 vereinbarten bildungspolitischen Zielmarken verfehlt.

Der Essener Bildungsforscher Klaus Klemm kommt in der Studie zu dem Schluss, dass es der Politik seit 2008 zwar gelungen sei, in allen angestrebten Bereichen Fortschritte zu verzeichnen, jedoch seien diese teilweise nicht in der Nähe der gesetzten Zielmarken:

Die Zahl der Schulabgänger ohne Schulabschluss etwa ist zwar von 8% im Jahr 2008 auf 5,7% im Jahr 2013 gesunken. Die angestrebte Halbierung auf 4% im Jahr 2015 ist jedoch nicht absehbar. Auch auf dem Gebiet der jungen Erwachsenen ohne Berufsausbildung konnten nur kleine Fortschritte gemacht werden. Das Ziel den Wert von 17% im Jahr 2008 auf 8,5% in 2015 zu halbieren, scheint unter dem momentanen Stand von 13,8% der jungen Erwachsenen ohne einen Ausbildungsplatz ausgeschlossen.

Lediglich in den Bereichen der  Weiterbildung sowie bei der Zahl der Studienanfänger ist eine Einhaltung der vereinbarten Ziele absehbar: Bei einem gesetzten Ziel von 50% der zwischen 19 und 64-jährigen, die eine Weiterbildung bis 2015 wahrnehmen, lag die Quote bereits im Jahr 2012 bei 49%. Auch die Prozentzahl der Studienanfänger liegt bereits über den proklamierten 40%.

Allerdings bemängelt Klemm auch in diesen beiden Bereichen eine soziale Chancenungleichheit, die sich dadurch ausdrückt, dass unter den Studierenden nur 27% aus bildungsfernen Familien stammen, wohingegen 50% der Studierenden aus Familien kommen, in denen die Eltern einen Hochschulabschluss erworben haben. Weiterhin hätten gerade Arbeitslose, gering Qualifizierte und Menschen ohne Berufsausbildung deutlich seltener an Weiterbildungen teilgenommen, als der Durschnitt. Die Studie macht deutlich: Das Auseinanderklaffen zwischen der Lage von Begünstigten und der von Benachteiligten wird weiter verfestigt und immer wieder reproduziert.

Des Weiteren zeigt die Studie einmal mehr auf, dass das Bildungssystem der Bundesrepublik im internationalen Vergleich noch immer unterfinanziert ist. Laut der derzeit aktuellsten OECD- Daten aus dem Jahr 2011 verausgabt Deutschland für Bildung mit 5,1% genau einen Prozentpunkt weniger als der Durchschnitt der OECD-Länder (6,1%). Hier blockiert das Kooperationsverbot jegliche Fortschritte in der Bildungspolitik. Die Studie nennt zwei Kernprobleme deutscher Bildungspolitik:

Ein zentrales Problem des deutschen Bildungssystems bleibt nach wie vor die hohe Anzahl der Jugendlichen ohne Schulabschluss und der jungen Menschen ohne Berufsabschluss.

Ziel muss es sein, die Voraussetzung eines Hochschulzugangs für Menschen mit Migrationshintergrund und Kindern aus nicht-akademischen Familien zu erleichtern – das deutsche Bildungssystem darf ein Auseinanderklaffen der Lage von Begünstigten und von Benachteiligten nicht weiter verfestigen.

Das deutsche Bildungssystem ist – im internationalen Vergleich – unterfinanziert. Dadurch fehlen ökonomische Ressourcen, um die zahlreichen Aufgaben und Reformen des Bildungssystems, wie zum Beispiel Ganztagsschulen, den Ausbau von Krippenplätzen, oder die schulische Inklusion, zu finanzieren.

Es bedarf nun endlich einer engen Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen in der Bildungspolitik.