GSW_Logo_Quadrat_grau_4c_8KLebt man in Berlin und interessiert sich für die Situation auf dem hiesigen Wohnungsmarkt, kennt man die GSW und ihre jüngste unselige Geschichte. Das 1924 gegründete städtische Unternehmen wurde 2004 durch den rot-roten Senat an ein Konsortium aus Investmentgesellschaften veräußert, zu einer Zeit, als die Politik das Stopfen von Haushaltslöchern mit Erlösen aus dem Verkauf des Tafelsilbers als gangbaren Weg erachtete. Zu einer Zeit, als weite Teile von Gesellschaft und Politik dem Irrglauben anhingen, Private könnten alles besser und effizienter richten als der Staat. Schon bald nach dem Verkauf häuften sich die Beschwerden der Mieter über unzureichenden Service bis hin zur Vernachlässigung. Und so sorgte der Börsengang in 2010 im Vorfeld  für heftige Diskussionen innerhalb der SPD. Den Börsengang verhindern konnten sie nicht. Nun scheint man ein neues Kapitel aufzuschlagen: Am 20.08. 2013 war der Presse zu entnehmen, dass die Deutsche Wohnen AG eine Fusion mit der GSW Immobilien AG anstrebe. Würde es dazu kommen, entstünde ein Gigant: Die zweitgrößte private Wohnimmobiliengesellschaft in Deutschland mit insgesamt 150.000 Wohnungen, die größte in Berlin mit 108.000. Reiner Wild vom Berliner Mieterverein zeigt sich beunruhigt und verweist u.a. auf das eigenartige Rechtsverständnis der Deutsche Wohnen AG, die das Berechnungsverfahren für Mieterhöhungen des Berliner Mietspiegels nicht akzeptiere und ein eigenes benutze. Wen die Vorstellung einer Wohnimmobiliengesellschaft dieser Größenordnung nicht nachdenklich stimmt, den verführen eventuell die Reaktionen der GSW-Aktionäre zu einem zweiten Gedanken. Die reagierten nämlich nahezu euphorisch, was beim Aktienpreis zu einem Sprung um zehn Prozent und mithin zu einem Rekordhoch führte.

 

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