Liebe Leserin,
lieber Leser,

Zeiten des Wahlkampfes sind keine Zeiten der leisen Töne. Es wird mit harten Bandagen gekämpft und die Konkurrenz nicht mit Samthandschuhen angefasst. Es sind Zeiten der markigen Sprüche, doch in der Regel sind Grenzen gezogen, an die sich die meisten halten. Aus Erfahrung wissen wir, dass sich rechtsradikale Parteien nicht darum scheren. Mehr als nur ein paar unsägliche Kampagnen fielen einem da ein. Doch die NPD treibt diesmal ein besonders perfides Wahlkampfspiel. Seit Wochen macht sie Hellersdorf zu ihrer Bühne, ihre Anhänger zelebrieren den Hitlergruß und üben sich in hassgesättigten Sprechchören. Für ein paar Stimmen am 22.09. missbrauchen sie das Leid vom Krieg traumatisierter Menschen und die diffusen Ängste so mancher Einwohner. Natürlich wollte die islamfeindliche Bürgerbewegung Pro Deutschland da nicht zurückstehen und startete am 21. Juli von Hellersdorf aus ihren „Marsch“ durch Berlin. Doch wo immer die Handvoll „Pro Deutschländer“ auch auftauchte, überall bot sich ihnen das gleiche Bild: Gegendemonstranten, ihnen zahlenmäßig überlegen. Ich ließ für diesen Tag Wahlkampf Wahlkampf sein und verstärkte zusammen mit einigen aus meinem Wahlkampfteam das Empfangskomitee: An der Warschauer Brücke, in der Rigaer Straße und am Görlitzer Park. Unter meine Wut mischte sich Genugtuung: Wieder einmal war es Pro Deutschland nicht gelungen, nennenswert zu mobilisieren. Wie nur leitet man jetzt geschickt über zum nächsten Punkt? Funktioniert nicht, nicht beim Thema Nazis …

Wer meinen Wahlkampf ein wenig verfolgt hat, dem wird nicht entgangen sein, dass ich meinen Akzent auf den direkten Kontakt mit den Menschen lege. Wenn zudem Arbeitsmarktpolitik ein zentrales Thema ist, liegt es nahe, die Menschen an ihren Arbeitsplätzen aufzusuchen. Ein Kurzbesuch, Gesprächsrunde inklusive, reicht mir nicht, und so habe ich mich für Praxistage entschieden – genauer gesagt für Praxistage in Einrichtungen der Altenpflege- und betreuung. Mein Wunsch ist es, hautnah mitzuerleben, wie der Alltag in einer Pflegeeinrichtung abläuft, sowohl für die Pflegekräfte als auch für die Bewohner. Dieser Wunsch wurde mir erfüllt und so habe ich den ersten Praxistag hinter mir: In der Seniorenstiftung Prenzlauer Berg verbrachte ich einen ganzen Arbeitstag, allerdings nicht als Beobachterin, nein, ich war mittendrin und durfte mithelfen.

Zu guter Letzt der Hinweis, dass sich dieser Newsletter nicht auf ein wenig Lektüre beschränkt, denn es gibt auch etwas zu sehen. Kürzlich sind zwei meiner insgesamt fünf Kurzfilme an den Start gegangen und wer noch keine Gelegenheit hatte, sie zu sehen, kann dies jetzt nachholen. Und es gibt auch ein wenig Presseschau in Sachen Cansel Kiziltepe. Aber lesen Sie selbst …

Ich wünsche Ihnen gute Unterhaltung.

Ihre Cansel Kiziltepe