Die Frage kommt immer wieder. „Woher kommst Du?“, wollen die Menschen von Cansel Kiziltepe wissen. Und wenn die 37-Jährige dann „Kreuzberg“ antwortet, folgt unweigerlich die nächste: „Und woher ursprünglich?“ Fragen wie diese kennen viele Menschen, die zwar in Deutschland geboren wurden, deren Äußeres aber verrät, dass ihre Wurzeln im Ausland liegen.
„Meine Eltern sind schon vor mehr als fünf Jahrzehnten nach Deutschland gekommen“, erzählt Cansel Kiziltepe am Donnerstagabend im Freiluftkino Insel im Cassiopeia in Friedrichshain. Die Bundestagskandidatin der SPD hat zum Filmabend eingeladen. Gezeigt wird die Dokumentation „Werden Sie Deutscher“ über einen Integrationskurs in Berlin.
Zuvor diskutiert Kiziltepe mit Aziz Bozkurt, dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Migration und Vielfalt in der Berliner SPD. „Ich habe immer in zwei Welten gelebt“, erzählt Cansel Kiziltepe. In Deutschland sei sie stets für eine Türkin gehalten worden, in der Türkei dagegen immer „die Deutsche“ gewesen. Geboren wurde sie vor 37 Jahren im Wrangelkiez. „Ich bin eine waschechte Kreuzbergerin“, sagt sie.
Mit Aziz Bozkurt spricht Cansel Kiziltepe über die doppelte Staatsbürgerschaft, anonymisierte Bewerbungen, die Aufnahme von Flüchtlingen und das kommunale Wahlrecht für Nicht-EU-Bürger. „Mein Vater lebt seit mehr als 50 Jahren in Deutschland und durfte hier noch nie wählen“, erzählt sie. Das will die SPD nach der Bundestagswahl ändern.
„Wir müssen in der Integrationsdebatte die positiven Beispiele stärker in den Vordergrund stellen“, fordert Aziz Bozkurt. Cansel Kiziltepe ist so eins: aufgewachsen im Einwandererhaushalt, Besuch einer der ersten Ganztagsgrundschulen, Abitur, Studium mithilfe von BAFöG und nun die Bundestagskandidatur.
„Es gab in Berlin bisher noch nie eine Bundestagsabgeordnete mit türkischen Wurzeln“, erzählt Kiziltepe dem Publikum im Freiluftkino. Es wird Zeit, dass sich dies ändert.