Sehr geehrte Damen und Herren,
es ist mir eine Freude und eine Ehre, Günter König würdigen zu dürfen. Er lebte nicht nur in Kreuzberg, er lebte auch für Kreuzberg.
Sein Leben und Wirken sollen heute noch sichtbar sein. Und so haben wir uns heute hier versammelt, um die ihm gewidmete Gedenktafel einzuweihen. Die Initiative dazu, dass dieser Sportplatz den Namen Günter Königs tragen soll, ging von Gerhard Worm vom BSC Eintracht Südring aus.
Eine Persönlichkeit wie Günter König kann uns in unsicheren und bewegten Zeiten ein Vorbild sein. Er lernte früh, was es heißt, zu seinen Prinzipien zu stehen.
Als Kind einer politisch engagierten Arbeiterfamilie sollte er nicht die Nazi-Elite-Schule Napola besuchen. Seine Mutter hatte die damit verbundenen Vorteile ausgeschlagen, weil die Familie König mit den Nationalsozialisten nichts zu tun haben wollte. In den Erlebnissen seiner Kindheit und Jugend liegen die Wurzeln von Günters politischem und sozialem Engagement.
Nach seinem Schulabschluss auf der Robert-Koch-Schule in der Dieffenbachstraße begann er sein Arbeitsleben als Beamtenanwärter im Bezirksamt Kreuzberg. Dort lernte er auch den Kreuzberger Bürgermeister Willy Kressmann kennen. Später war er für ihn als Büroleiter tätig.
1956 wurde er Gewerkschaftsmitglied und trat 1959 in die SPD ein.
Im Jahr 1971 wurde Günter erstmals in die Kreuzberger Bezirksverordnetenversammlung gewählt. Vier Jahre später wurde er Bezirksstadtrat für Jugend und Sport. Dieses Amt hatte er bis zum Jahr 1989 inne. Seine Zeit als Stadtrat war geprägt von den Veränderungen der 1970er und 1980er Jahre. Themen wie die hohe Jugendarbeitslosigkeit, eine breite Bürgerbeteiligung und zahlreiche Hausbesetzungen prägten die kommunalpolitische Agenda Kreuzbergs zu dieser Zeit. Als Bezirksstadtrat für Jugend und Sport lag ihm vor allem die Schaffung von Sportstätten am Herzen. Das Kreuzberg der 70er Jahre erfüllte den Goldenen Plan des Deutschen Sportbundes für Sportflächen nur zu 25 %. Günter König gelang es, neue Sportflächen zu schaffen. An sogenannten ungedeckten Sportflächen schuf er die Voraussetzungen für neue Sportplätze.
So etwa in der Blücherstraße, in der Lobeckstraße, in der Wrangelstraße und als gedeckte Sportstätte die Turnhalle an der Lohmühle. Er war es, der dafür sorgte, dass Vereine sogenannte Schlüsselverträge abschließen konnten. Durch diese Verträge konnten Sportplätze erhalten und ihre Nutzung gewährleistet werden. Schließlich waren seine langjährigen Bemühungen von dem Erfolg gekrönt, dass das Katzbachstadion den Namen des berühmten Bezirksbürgermeisters Willy Kressmann erhielt.
Als Bezirksstadtrat gestaltete er die Jugendfreizeitheime zu offenen Treffpunkten um. Sie wurden durch ihn zu sozialen Lern-, Bildungs und Freizeitorten.
Darüber hinaus förderte er mit großem Einsatz die Kreuzberger Sportvereine und setzte sich für neue Spiel- und Sportplätze im Bezirk ein. Er prägte die Kinder- und Jugendarbeit in Kreuzberg nachhaltig.
Der Höhepunkt seiner kommunalpolitischen Karriere war die Zeit als Kreuzberger Bürgermeister von 1989 bis 1992. Am 9. November 1989 fiel die Mauer. Dieses historische Ereignis erlebte Günter nicht in Kreuzberg, sondern in der Partnerstadt Kreuzbergs San Rafael del Sur in Nicaragua. Erst zwei Tage nach dem Mauerfall kehrte er zurück nach Kreuzberg. Für ihn begann eine intensive und herausfordernde Zeit als Bürgermeister.
In den ersten Tagen nach der Grenzöffnung waren die Banken rund um das Schlesische Tor mit dem Ansturm auf das Begrüßungsgeld vollkommen überfordert. Daraufhin ergriff Günter die Initiative und organisierte aus der Partnerstadt Wiesbaden zahlreiche Busse. Diese brachten die vielen Menschen zum Bezirksamt in der Yorckstraße, wo sie ihr Begrüßungsgeld abholen konnten.
Nach seiner Zeit in der ersten Reihe der Politik engagierte sich Günter weiter für ein lebenswertes Kreuzberg. Er kämpfte für bezahlbaren Wohnraum und gegen die Übermacht des Profits.
Die Politisierung der Bürgerinnen und Bürger war ihm stets ein großes Anliegen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass er sich auch noch in seinem Ruhestand in zahlreichen Vereinen ehrenamtlich engagierte.
Unvergessen bleiben seine Herzlichkeit und seine Hilfsbereitschaft. Ich erinnere mich gerne zurück an die Gespräche und den Erfahrungsaustausch mit ihm. Ich persönlich habe Günter sehr geschätzt und bin ihm überaus dankbar für seine Unterstützung im Wahlkampf und darüber hinaus.
Vielen Dank.