Immer noch klafft eine große Lücke zwischen den Löhnen von Männern und Frauen, der sogenannte Gender Pay Gap. In Deutschland verdienen Frauen im Durchschnitt 21% weniger als Männer, obwohl Frauen bei schulischer und beruflicher Qualifikation gleichgezogen haben. Das zeigt auch der neue WSI-Gleichstellungsreport der Hans-Böckler-Stiftung.
Ursache dafür ist der hohe Frauenanteil in Teilzeitarbeit und in Minijobs, welche ihnen schlechte bis keine Karrierechancen versprechen. Die Teilzeitquote liegt bei Frauen bei 46%, bei Männern nur bei 11%. Hinzukommend sind Frauen häufiger in sozialen Berufen und im Gesundheits- und Pflegebereich tätig – in jenen Bereichen, die durch schlechte Bezahlung keine hinreichende Würdigung erfahren.
Frauen leisten immer noch den größten Anteil der unbezahlten Sorgearbeit. Alles rund um Kindererziehung, Pflege und Haushalt fällt in die unentgeltlichen Tätigkeiten der Frauen und das mit 45% ihrer Gesamtarbeitszeit.
Die rote Linie der Ungleichheit zieht sich weiter bis in die Rente. Durch die Schlechterstellung im Erwerbsleben erhalten Frauen mit gesetzlicher, betrieblicher und privater Altersvorsorge nicht einmal die Hälfte der Leistungen der Männer.
Positiv zu erwähnen ist, dass politische Maßnahmen ihre Wirkung erzielen. Der Ausbau der öffentlichen Kinderbetreuung war eine große Verbesserung und die Einführung einer Frauenquote in Aufsichtsräten ein Erfolg. Mit dem rechtlich verbindlichen Mindestanteil von Frauen in Aufsichtsräten der 160 größten börsennotierten Unternehmen stieg bis 2018 der Anteil auf 30 Prozent. In Unternehmensvorständen dagegen, für die es bislang keine gesetzlichen Regeln gibt, war 2018 nicht einmal jedes zehnte Mitglied weiblich. Das muss sich ändern!
Für eine uneingeschränkte Gleichberechtigung im Erwerbsleben und darüber hinaus braucht es stärkere Anreize für Männer, unbezahlte Familien- und Haushaltsarbeit zu übernehmen. Auch Nachbesserungen beim Entgelttransparenzgesetz, verbindliche Quotenregelungen für Vorstände und ein flächendeckendes Kinderbetreuungsangebot sind wichtige Bausteine auf dem Weg zu uneingeschränkter Gleichberechtigung.
Hier geht´s zum Gleichstellungsreport des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung.