In den vergangenen Tagen gab es eine lautstarke Debatte zwischen Wissenschaftler*innen und Politiker*innen zum Thema Sozialen Wohnungsbau. Anlass war ein Gutachten des wissenschaftlichen Beirats des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi). Das Gutachten forderte, im Vorfeld des anstehenden Wohnungsgipfels und entgegen der Meinung zahlreicher Wohnungsmarktexpert*innen, das Ende des sozialen Wohnungsbaues und der Mietpreisbremse. Das führte zu einer heftigen Auseinandersetzung. Katarina Barley, Wissenschaftler*innen und auch ich haben das Gutachten lautstark kritisiert.

Einerseits gab es grobe handwerkliche Fehler, die auch ‚Die Welt‘ am 29.08.2018 nochmal ausführlich aufgezeigt hat. Die juristischen Feinheiten der Mietpreisbremse sind kompliziert und kleine Fehlannahmen führen zu weitreichenden falschen Konsequenzen. Das war bei dem Gutachten so. Anderseits ignoriert das Gutachten weitestgehend bestehende Forschung zu dem Thema und unterfüttert die Argumente kaum mit Daten aus der Wirklichkeit. In einem wissenschaftlichen Journal wäre das Gutachten wahrscheinlich nie angenommen worden.

Die Debatte ist jedoch explodiert, weil die Wissenschaftler*innen sich in ihrer Rolle angegriffen gefühlt haben. Besonders laut hat Isabele Schnabel Position für die Wissenschaft bezogen. Deswegen möchte ich nochmal klarstellen: Es geht uns nicht darum, die Unabhängigkeit der Wissenschaft in Frage zu stellen. Aber die Wissenschaft sollte sich bewusst machen, dass sie bei vielen Themen keine einheitliche Meinung vertritt. Wir in der Politik hören uns diese Meinungen an. Wenn es einen weitergehenden Konsens gibt, dann sind wir natürlich bereit uns von diesem überzeugen zu lassen. Probleme hatte damit bisher nur die AfD, die sich gerne ihre eigenen Fakten erschafft. Wenn es aber Meinungsverschiedenheiten unter Wissenschaftler*innen gibt, dann hören wir uns die verschiedenen Seiten an und stellen uns die Frage: Welche Seite ist überzeugender?

Und hier muss ich ehrlich sagen: Das Gutachten vom BMWi zum sozialen Wohnungsbau schneidet da sehr schlecht ab. Der Verfasser des Gutachtens, Prof. Friedrich Breyer von der Universität Konstanz, hat in den letzten Jahren überhaupt nicht zum Wohnungsmarkt publiziert. Handwerklich erinnert das Gutachten auch mehr an ein Lehrbuch als an eine wissenschaftliche Arbeit. Das kann ich auch beurteilen, weil ich selbst eine Ökonomin bin. Deswegen liebe Wissenschaft: Nicht nur ihr dürft uns kritisieren, sondern auch wir beschäftigen uns tagtäglich mit euren Themen und können kritisch eure Schlussfolgerungen bewerten.