Die neuen Zahlen zeigen: die Anzahl der Beschäftigten im Niedriglohnsektor ist weiterhin zu hoch. In der Europäischen Union ist jeder sechste Arbeitnehmer ein Niedriglohnempfänger, in Deutschland arbeitet jeder fünfte Beschäftigte für einen Lohn von unter 10 Euro die Stunde.
Das zeigen die neusten Zahlen zum Niedriglohnsektor in der EU, die von der Statistikbehörde Eurostat veröffentlicht wurden. Im Jahr 2014 waren demnach 17,2% der Arbeitnehmer in der EU Niedriglohnempfänger. Nach Eurostat entspricht die Niedriglohnschwelle 2/3 des Median-Bruttostundenverdienstes. Signifikante Unterschiede sind insbesondere zwischen den Geschlechtern und zwischen den Altersgruppen zu erkennen: 21,1% der Arbeitnehmerinnen waren 2014 innerhalb der EU Niedriglohnempfängerinnen, gegenüber lediglich 13,5% der männlichen Arbeitnehmer. Bei den Arbeitnehmern unter 30 Jahren zählt mit 30,1% fast ein Drittel zu der Gruppe der Niedrigverdiener. In der Altersgruppe zwischen 30 und 59 Jahren sind es lediglich 14%.
Die Eurostat-Zahlen machen deutlich, dass der Bildungsstand und die Art des Arbeitsvertrages maßgeblichen Einfluss auf das Einkommen haben – insbesondere im Niedriglohnsektor. 28,2% der Arbeitnehmer mit niedrigem Bildungsstand sind Niedriglohnempfänger gegenüber lediglich 6,4% der Arbeitnehmer mit hohem Bildungsstand. Gleichzeitig sind über 30% (31,9%) der befristet Beschäftigten im Niedriglohnsektor zu verorten.
Der Anteil der Niedriglohnempfänger (Stand 2014) variiert stark zwischen den einzelnen Mitgliedsstaaten. Deutschland liegt mit einem Anteil von 22,5% an sechster Stelle, hinter Lettland (25,5%), Rumänien (24,4%), Litauen (24,0%), Polen (23,6%) und Estland (22,8%).
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales lässt alle vier Jahre für Deutschland eine Verdienststrukturerhebung erstellen, die Auskunft über die Niedriglohnquote gibt. Auffällig ist das vorhandene Gefälle zwischen alten und neuen Bundesländern. In den neuen Ländern lag die Niedriglohnquote im Jahr 2014 bei 34,5% gegenüber 19,3% in den alten Ländern einschließlich Berlin. Die Hauptstadt befindet sich mit 22,7% im Mittelfeld.
Die Niedriglohnschwelle lag im Jahr 2014 bei 10 Euro Bruttostundenlohn bzw. 1993 Euro Monatslohn pro Vollzeitbeschäftigtem. Wie auch im europäischen Vergleich so ist auch in Deutschland die Qualität des Arbeitsvertrages ein Faktor für den Erhalt eines Niedriglohnes. Arbeitnehmer in Vollzeit erhalten selten einen Niedriglohn. Viel stärker sind im Niedriglohnsektor Arbeitnehmer in Teilzeit und befristet Beschäftigte vertreten, die mit 31,9% (West) und 47,5% (Ost) am häufigsten für einen Niedriglohn arbeiten.
Ziel muss es sein, ausreichend hohe Löhne in den Tarifverträgen zu sichern, den Mindestlohn kontinuierlich nach oben anzupassen und insgesamt müssen wir uns weiter für gute, sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stark machen. Denn nur ein gerechter Lohn sichert das Haushaltseinkommen und eine gute Rente im Alter.
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