Die Gewerkschaft NGG fordert Lieferando eindrucksvoll zu Verhandlungen auf 

Seit die bunten Rucksäcke und Jacken der Essens- und Lebensmittel-Lieferdienste zu unserem Stadtbild gehören, engagiere ich mich politisch für die Interessen der Beschäftigten in dieser Branche. Die sogenannten „Rider“ arbeiten für niedrige Löhne unter prekären Bedingungen, kennen oftmals ihre Rechte als Arbeitnehmer*innen nicht. Die Arbeitgeber in der Branche fallen immer wieder durch besonders unverschämtes Verhindern von Mitbestimmung und Umgehung von geltendem Arbeitsrecht auf.

Doch es gibt auch immer wieder Ermutigendes zu berichten. In dieser Woche haben die Rider von Lieferando, dem größten Essens-Lieferdienst in Deutschland, gemeinsam mit ihrer Gewerkschaft NGG ihren Arbeitgeber offiziell zu Tarifverhandlungen aufgefordert. Die Fahrerinnen und Fahrer verlangen einen fairen Anteil am enormen Wachstum des Unternehmens: 15 Euro Stundenlohn, ein 13. Monatsgehalt und angemessene Zuschläge für Arbeit am Abend und an Sonn- und Feiertagen. Für mich ist klar: Das ist bei einem riesigen, multinationalen Unternehmen wie Lieferando wirklich nicht zu viel verlangt. Gut, dass sich die Beschäftigten organisieren.

Lieferando hat auf die Verhandlungsaufforderung der NGG nicht reagiert. Am Dienstag haben sich deshalb Rider aus dem ganzen Bundesgebiet vor der Firmenzentrale in Berlin-Kreuzberg versammeln, um ein klares Zeichen zu setzen: Das Management muss an den Verhandlungstisch kommen! Es war beeindruckend, mit welcher Kraft Beschäftigte und Unterstützer*innen dieser Forderung auf der Demo Nachdruck verliehen haben. Natürlich war auch die Arbeitsgemeinschaft für Arbeit der Berliner SPD (AfA) vor Ort, um sich solidarisch zu zeigen. Ich bin mir sicher: Wenn die Lieferando-Rider weiter so mutig kämpfen, hat die Lieferdienst-Branche bald endlich ihren ersten Tarifvertrag.