Laut UNHCR muss davon ausgegangen werden, dass sich auf dem Mittelmeer eine weitere Tragödie ereignet hat und ca. 300 Flüchtlinge ums Leben gekommen sind. Damit wird offenkundig, dass die Beendigung von Mare Nostrum ein tödlicher Fehler war und die deutlich schlechter ausgestattete Triton-Mission den erforderlichen Schutz nicht bieten kann. Die Triton-Mission setzt den Einsatz der Europäischen Union im Mittelmeer zusätzlich zu Frontex fort. Zwar ist das Ziel, MigratInnen von den EU-Außengrenzen fernzuhalten, aber im Unterschied zu Frontex soll Triton für die Rettung von Flüchtlingen aus dem Mittelmeer sorgen. Trition tritt damit die Nachfolge von Mare Nostrum an.
Vornehmlich aus Sub-Sahara Afrika stammende Flüchtlinge sind auf dem Seeweg von Libyen nach Europa in Seenot geraten. Auf vier kleinen Schiffen ohne Wasser und Nahrung mussten die Flüchtlinge auf hoher See tagelang verharren. 110 Flüchtlinge des ersten Bootes konnten am Anfang der Woche gerettet werden, während 29 wohl starben, auf zwei weiteren Booten überlebten nur 9 Personen, während 207 starben, das vierte Boot wird samt Passagiere noch immer vermisst – unter ihnen ein zwölfjähriger Junge.
Nach dem Schiffsunglück vor Lampedusa im Jahre 2013 wurde von Italien vorbildlich die Seenotrettung durch die Operation Mare Nostrum eingeführt, diese ist allerdings Ende 2014 ausgelaufen. Ich bin beschämt darüber, dass es die Staaten Europas nicht geschafft haben, den lächerlichen Betrag von 9 Millionen Euro pro Monat aufzubringen, so dass die Operation Mare Nostrum eine vernünftige Fortsetzung gefunden hätte. Auch die zynischen Stimmen aus der Union, die eine Abkehr von Mare Nostrum damit begründeten, dass die Menschen durch das höhere Todesrisiko von der Überfahrt abgebracht werden könnten, werden mit der aktuellen Tragödie Lügen gestraft. Durch die Beendigung von Mare Nostrum versiegt nicht der Flüchtlingsstrom, für die Menschen wird das Meer nun allerdings wieder zur tödlichen Gefahr.
Dass nach gerade einmal 2 Monaten Triton-Seenotrettung sich wieder die Verhältnisse eingestellt haben, die wir alle im Herbst 2013 für immer beenden wollten, mahnt uns, die Beendigung von Mare Nostrum noch einmal zu überdenken. Da vom europäischen Parlament diesbezüglich wenig zu erwarten ist, sollten die Staaten Europas über eine Aufstockung der aktuellen Seenotrettung auf Mare Nostrum Niveau nachdenken.