Das Bundestagsgebäude Unter den Linden 50, indem auch mein Abgeordnetenbüro untergebracht ist, wird in Otto-Wels-Haus umbenannt. Ich begrüße die Umbenennung sehr und freue mich, dass die politische Arbeit des großen Sozialdemokraten Otto Wels damit einmal mehr gewürdigt wird.
Den meisten von uns ist seine berühmte Rede am 23. März 1933 bekannt. Vor 84 Jahren begründete der damalige Parteivorsitzende, warum seine Fraktion dem Ermächtigungsgesetz der Nationalsozialisten niemals zustimmen werde:
„Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht.“
Otto Wels war von 1919 bis in die Zeit der Exil-SPD während der Herrschaft der NSDAP Vorsitzender der SPD. Von 1912 bis 1918 war er Abgeordneter des Reichstages des Deutschen Kaiserreiches, 1919 bis 1933 Abgeordneter des Reichstags der Weimarer Republik. Als Sohn eines Gastwirts in Berlin geboren trat Otto Wels zu Beginn seiner Tapezierer-Ausbildung in die SPD ein. Im Verband der Tapezierer war er gewerkschaftlich aktiv, besuchte nach dem Militärdienst die SPD-Parteischule und begann sich hauptamtlich politisch zu beschäftigen. 1907 wurde er Parteisekretär für den Bereich Brandenburg und arbeitete nebenbei für die Parteizeitung „Vorwärts“.
Kurz nach der Machtübernahme der NSDAP am 30. Januar 1933 war Otto Wels der Wortführer der mutigen und entschlossenen Ablehnung des „Gesetzes zur Behebung der Not von Volk und Reich“ (Ermächtigungsgesetz), mit dem die nationalsozialistische Diktatur etabliert und die vollständige Zerschlagung der Demokratie eingeleitet wurde. Trotz der bereits einsetzenden Verfolgung von Sozialdemokraten und Kommunisten und der Anwesenheit von SA-Männern im Saal hielt Otto Wels seine berühmte, mutige Rede. Alle 94 anwesenden SPD-Abgeordneten stimmten gegen das Gesetz.
Auf Beschluss der Parteiführung ging Otto Wels im Anschluss zunächst ins Saarland und später nach Prag, um die Exilorganisation der SPD aufzubauen. 1939 starb der große Sozialdemokrat fern der Heimat im Exil in Paris.