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Parterrewohnung mit Bad im Seitenflügel eines Hauses Jahrgang 1911, 68 qm, abgezogene Dielen, gespachtelte Wände. Kostenpunkt: 700 Euro kalt. Unverschämt? Durchaus. Und Realität in Berlin. Laut GSW WohnmarktReport 2013 legten die Mieten bei Neuvermietungen gegenüber dem Vorjahr im Durchschnitt um mehr als 13 Prozent zu. Und was bislang für bevorzugte Innenstadtlagen galt, macht sich zunehmend in anderen Wohnlagen bemerkbar: Eine bezahlbare Wohnung zu finden kommt einem Lottogewinn gleich. Nicht selten schlagen Vermieter bei Neuvermietungen 20 bis 30 Prozent drauf. Diese exorbitanten Steigerungen bei Neuvermietungen haben Auswirkungen auch auf die Bestandsmieten, denn für die Ermittlung der ortsüblichen Vergleichsmiete im Berliner Mietspiegel werden Mietverträge herangezogen, die in den vergangenen vier Jahren abgeschlossen wurden, oder Mietverhältnisse, bei denen sich die Miete verändert hat. Wen wundert es da, dass Bestandsmieter in schöner Regelmäßigkeit mit Mieterhöhungen konfrontiert werden. Nicht selten wenden Mieter inzwischen 30 Prozent ihres Haushaltseinkommens für die Miete auf. Steht dann noch eine energetische Sanierung buchstäblich ins Haus oder eine aufwendige Modernisierung durch einen neuen Investor, ist für viele Mieter nach Jahrzehnten der Zeitpunkt des Auszugs gekommen. Der Weg ist frei, eine ehemals bezahlbare Wohnung für ein Vielfaches der ursprünglichen Miete neu zu vermieten. Diesen Vorgang nennt man Verdrängung und was er für die Menschen bedeutet, die ihren Kiez verlassen müssen, lässt sich mit den Worten Heinrich Zilles trefflich beschreiben: „Man kann einen Menschen mit einer Wohnung erschlagen wie mit einer Axt.“ Zugegeben, die Wohnverhältnisse haben sich seit Zilles Zeiten grundlegend geändert, jedoch hat dieser Ausspruch auch einen Subtext, der da heißt: Eine Wohnung bedeutet mehr als ein Dach über dem Kopf.