Germany-Flag„Deutschland geht‘s gut“, „Noch nie waren so viele Menschen in Arbeit“ – die Merkel‘schen Stereotypen gleichen Beschwörungsformeln, als wollten sie die Menschen in Trance versetzen, damit die quasi ferngesteuert ihr Kreuz an der richtigen Stelle machen. Aber wie gut geht es Deutschland, wie gut den Menschen? Man ist geneigt, mit Sarkasmus zu kokettieren und zu sagen: „Wie schön für Schwarz-Gelb, dass es Griechenland gibt und Spanien.“ Sicher, verglichen mit diesen Ländern geht es Deutschland und seinen Menschen gut. Niemand muss sich sein Gemüse selbst anbauen, um überhaupt etwas auf den Tisch bringen zu können; Eltern müssen ihre Kinder nicht in SOS-Kinderdörfer geben, weil sie sich nicht anders zu helfen wissen – immerhin leben 24 Prozent der griechischen Kinder unterhalb der Armutsgrenze; Schwerstkranken werden hierzulande keine lebensnotwendigen Therapien versagt, weil das Gesundheitssystem völlig daniederliegt. So oder ähnlich, aber auf jeden Fall zynisch kommen die Argumente von Schwarz-Gelb daher. Gern vergleicht man die Einkommen deutscher Arbeitnehmer mit denen der Arbeitnehmer in Bulgarien oder Rumänien. Das schwarz-gelbe Credo: sich am Schlechten orientieren, nicht am Besseren. Also: Sozial ist, was Arbeit schafft. Niedriglohn? Wenn’s zum Leben nicht reicht, springt doch der Staat ein! Befristete Arbeitsverhältnisse? Ist doch besser, als gar keine Arbeit! Ausufernde Leiharbeit? Erst die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes hat Deutschland zu seiner Wettbewerbsfähigkeit verholfen! Ausgeblendet wird, was es mit den Menschen macht. Mit dem Niedriglöhner, der Vollzeit arbeitet und seine persönlichen Verhältnisse beim Jobcenter bis ins Kleinste offenlegen muss; dem befristet Beschäftigten, dem jegliche Perspektive für seine Zukunft abhandengekommen ist; dem Leiharbeiter, der zwar die gleiche Arbeit verrichtet wie der Bestandsbeschäftigte neben ihm, allenfalls jedoch die Hälfte verdient. Ausgeblendet werden auch entlarvende Zahlen: dass die Einkommen deutscher Arbeitnehmer im letzten Jahrzehnt um 0,8 Prozent gesunken sind. Schwarz-Gelb hält den Kritikern des Lohndumpings entgegen, dass die im Verhältnis zu Deutschland stark gestiegenen Einkommen in Südeuropa mit dazu beigetragen hätten, dass  diese Länder nun wirtschaftlich vor dem Kollaps stünden. Da möchte man Schwarz-Gelb doch zurufen: „Und wie sieht es mit stabilen Ländern wie den Niederlanden, Schweden oder Finnland aus?“ In den Niederlanden beliefen sich die Reallohnsteigerungen im letzten Jahrzehnt auf 12,4, in Schweden auf 17,9 und in Finnland auf 18,9 Prozent. Zahlen, die riesige Löcher in die Merkel’sche Wohlfühldecke reißen.

In seinem engagierten Beitrag für die NachDenkSeiten argumentiert Jens Berger nicht nur mit diesen Zahlen. Berger schlägt zudem ein Kapitel auf, das im gesamten Diskurs um den Wohlfühlstandort Deutschland selten Beachtung findet und das die Frage in den Mittelpunkt rückt, wie gut es eigentlich denen gehe, denen es – wirtschaftlich gesehen – gut geht.

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